Mit der Reichspressekammer schalteten die Nationalsozialisten 1933 die deutsche Medienlandschaft gleich. Wer sich Journalist nennen durfte und als solcher arbeiten, entschieden von da an die nationalsozialistischen Apparatschiks. Dieser dramatische Eingriff in die Berufs- und Meinungsfreiheit war einer der Stützen der Macht der NSDAP – und damit auch ein Grundpfeiler für die schrecklichen Verbrechen, die sie begangen haben, und für das Elend, in das sie ihr eigenes Land und die Welt stürzten.
Nach dem Zusammenbruch des Nationalsozialismus und des ganzen Landes galt es in Westdeutschland als eine der Lehren aus den Zeiten des Schreckens, dass der Journalismusberuf nicht reguliert sein soll. Dass jeder als Journalist arbeiten darf und sich jeder Journalist nennen darf. Dass niemand sich mehr irgendwann anmaßen soll, zu entscheiden, ob jemand Journalist ist oder nicht. Punkt.
Heute, 80 Jahre nach dem Ende des Schreckens, ist diese Lehre vergessen. Zumindest bei einigen. Heute maßen sich Unternehmen und Vereine wieder an, zu entscheiden, wer ein Journalist ist oder nicht. Und sie sind dabei entweder so geschichtsvergessen, dass sie gar nicht verstehen, in was für eine schreckliche Denkschule sie sich damit begeben. Oder es ist ihnen schlicht egal – weil sie glauben, auf der „richtigen“ Seite zu stehen. Der des rot-grünen Zeitgeists.
Die deutsche Lufthansa etwa ignoriert Presseanfragen von kritischen Journalisten wie mir einfach. Nur einmal kam aus Versehen eine Antwort – dass man später antworten werde. Aber dann nichts mehr. Nie.
Die Botschaft ist klar – man spricht nicht mit den „Falschen“. Sondern offenbar nur mit den Journalisten, die brav auf Linie sind. Den anderen spricht man ab, Journalisten zu sein – denn sonst müsste ein Konzern antworten.
Dabei ist es ausgerechnet die Lufthansa, die sich in Hochglanzbroschüren und Diversity-Kampagnen als Vorreiterin von Vielfalt, Toleranz und Weltoffenheit inszeniert – mit Regenbogen auf dem Leitwerk und Haltung auf jeder zweiten Werbetafel. Nur leider gilt diese Vielfalt offenbar nur, solange sie brav mit in der Einflugschneise des Zeitgeists fliegt. Wer kritisch fragt, wird aussortiert. Vielfalt? Ja – aber bitte nicht beim Denken.
Verantwortlich für diese „Presse-Apartheit“: Lufthansa Kommunikations-Chef Andreas Bartels und der Leiter „Media Relations“ (es muss natürlich ein englischer Begriff sein) Martin Leutke – ein Mann, der aus dem ZDF kam. Er war dort Leiter der Wirtschaftsredaktion. Also auch für die Berichterstattung über den Konzern zuständig, zu dem er wechselte. Noch Fragen?
Auch der FC Augsburg verweigert mir die Akkreditierung zu seinen Pressekonferenzen. Nachdem ich zuvor zweimal kritisch über den neuen Trainer Sandro Wagner berichtet habe (siehe hier und hier). Genau deshalb wollte ich persönlich nachfragen. Auf meine erste Anfrage kam erst mal keine Antwort. Dann, auf Nachfrage, schrieb FCA-Pressechefin Denise Schäfer: „Welche Art der Berichterstattung planen Sie denn und auf welcher Plattform/für welches Medium?“ So als ob bei mir unklar wäre, für welches Medium ich schreibe – denn ich habe meine Seite natürlich in meiner Anfrage angegeben.
Ich antwortete sehr freundlich und konstruktiv.
Die Reaktion: Gar keine. Schweigen. Seit mehr als zwei Wochen.
Besonders pikant: Gerade Fußballvereine sind sonst extrem empfindlich und machen im vorauseilenden Gehorsam vor dem rot-grünen Zeitgeist doppelt Männchen, wenn irgendwo auch nur der leiseste und absurdeste Vorwurf von Ausgrenzung, Diskriminierung oder Intoleranz im Raum steht. Sobald ein falsches Wort in Sachen Regenbogen, einer bestimmten Religion oder vermeintlichem Rassismus fällt, wird sofort interveniert. Da reicht oft schon ein Instagram-Like von einem U19-Spieler, und die Ethik-Kommission steht stramm. Aber bei der Ausgrenzung kritischer Journalisten? Da marschiert man nicht nur in vorderster Reihe im Stechschritt mit – da grenzt man selbst aus. Aktiv. Mit Ansage. Hauptsache, auf Linie.
Was das Ignorieren besonders dreist macht: Gerade erst hat das Reuters Institute an der Universität Oxford eine Umfrage veröffentlicht – demnach bin ich der meistgenannte ‚Newsfluencer‘ Deutschlands (siehe hier). Also der bekannteste Einzelakteur im Nachrichtenbereich – übrigens vor Leuten wie Markus Lanz vom ZDF und Oliver Pocher. Meine Seite hat Millionen Besucher jeden Monat.
Dass man jemanden mit dieser messbaren Reichweite und Sichtbarkeit einfach ignoriert, ist nicht nur anmaßend – es ist medienpolitisch ein Offenbarungseid. Und eine schallende Ohrfeige für Millionen Leser, die sich bewusst für alternative Informationsquellen entscheiden – und dafür von selbsternannten Eliten mit Arroganz und Schweigen abgestraft werden. Pressefreiheit bedeutet auch: Das Recht des Publikums, informiert zu werden – und zwar auch jenseits der vorgeschriebenen Meinung. Die Lufthansa, der FC Augsburg und Konsorten treten dieses Recht bewusst mit Füßen. Sie entlarven sich damit als Demokratie-Feinde. Eine Regierung, die solche willfährigen Vollstrecker in Vereinen und Konzernen hat, braucht keinen Zensursapparat mehr wie autoritäre Regime – sie hat ihn „outgesourct“. Aber Zensur durch Dritte ist nicht weniger gefährlich – nur feiger.
Einige werden jetzt sagen: Gut, aber wie kann man das mit der Reichspressekammer gleichsetzen? Kann man nicht – und ich tue es auch nicht. Gott bewahre. Ich sage nur: Die Denkweise, die damals zu ihr führte, ist wieder da. Erschreckend untot.
Kritische Journalisten werden heute systematisch ignoriert, ausgegrenzt, diskreditiert.
Nicht von einer Partei. Sondern von Konzernen. Von Medienhäusern. Von Fußballvereinen. Von der Bundespressekonferenz. Von Banken, die Konten kündigen. Von Internet-Providern, die ausschließen. Von einem System, das wieder gelernt hat, zwischen „guten“ und „schlechten“ Journalisten zu unterscheiden.
Nicht mehr ein Stempel entscheidet, wer berichten darf – sondern das richtige Weltbild. Die Haltung. Die Anpassung.
Die Reichspressekammer wurde 1945 aufgelöst. Heute erfolgt der Ausschluss smart, digital und höflich. Aber das Ziel ist dasselbe: Einschüchterung durch Ignorieren. Und das Perfide daran? Die meisten merken nicht mal, dass sie wieder mittendrin sind.
Ich habe viele Jahre in Ländern gearbeitet, in denen Pressefreiheit nichts zählt. Ich habe erlebt, wie Regime mit Samthandschuhen begannen – und mit der Faust endeten. Immer ging es zuerst gegen die, die „nicht dazugehören“.
Dass ich heute in meinem eigenen Land wieder erklären muss, für welches Medium ich schreibe – obwohl man das natürlich weiß, und ich es auch angegeben habe –, dass man so tut, als sei meine Seite kein Medium, dass Konzerne schweigen, weil ich „störe“, dass Banken Konten kündigen und die Bundespressekonferenz mich rausschmiss – trifft und betrifft mich und ist natürlich ein Problem für mich. Aber es ist ein viel größeres Problem für dieses Land.
Die Methoden haben sich geändert. Das Denken nicht.
❆ WEIHNACHTSGABE ❆
FÜR KRITISCHEN JOURNALISMUS
Im Dezember 2019 ging meine Seite an den Start – damals mit einem alten Laptop am Küchentisch. Heute erreicht sie regelmäßig mehr Leser als manch großer Medienkonzern. Und trotzdem: Der Küchentisch ist geblieben. Denn eines hat sich nicht geändert – meine Unabhängigkeit. Kein Verlag, keine Zwangsgebühren, keine Steuermittel. Nur Herzblut – und Sie.
Umso dankbarer bin ich, wenn Sie bei Ihren Weihnachtsgaben auch an mich denken. Jede Geste, ob groß oder klein, trägt mich weiter. Sie zeigt: Mein Engagement – mit all seinen Risiken, Angriffen und schlaflosen Nächten – ist nicht vergeblich.
1000 Dank dafür! Und eine frohe, besinnliche Advents- und Weihnachtszeit!
Der direkteste Weg (ohne Abzüge) ist die Banküberweisung:
IBAN: DE30 6805 1207 0000 3701 71.
Alternativ sind (wieder) Zuwendungen via Kreditkarte, Apple Pay etc. möglich – allerdings werden dabei Gebühren fällig. Über diesen Link
Auch PayPal ist wieder möglich.
Nicht direkt – aber über Ko-fi:
Über diesen Link
(BITCOIN-Empfängerschlüssel: bc1qmdlseela8w4d7uykg0lsgm3pjpqk78fc4w0vlx)
Wenn Ihr Geld aktuell knapp ist – behalten Sie es bitte. Mir ist wichtig, dass niemand zahlen muss, um kritisch informiert zu bleiben. Ohne Ausnahme. Gleichzeitig bin ich umso dankbarer für jede Unterstützung, die keinen Verzicht abverlangt. Egal ob groß oder klein – jede Weihnachtsgabe ist ein wertvolles Geschenk für mich und gibt mir das, was in diesen Zeiten am kostbarsten ist: Motivation und Kraft.
Dafür: Ein großes Dankeschön– von ganzem Herzen!
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